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Anette Rose (Berlin)

Enzyklopädie der Handhabungen – Worte und Hände
Videopräsentation, 2008

Im Rahmen von „Das Konkrete als Zeichen“, 12. Internationaler Kongress der Deutschen Gesellschaft für Semiotik (DGS), Stuttgart, 9. bis 12. Oktober 2008; Sektion „Gesten in der Kommunikation: Prozesse der Konkretisierung und Abstraktion“.

 

 

 

   
         

Video stills

Seit 2006 Videoinstallationen mit Ein- und Zweikanalvideos, variables Modulsystem, DVDCAM auf DVD, Tische, 120 x 105 x 80, 1 Monitor, 1 DVD-Player, Lautsprecher, 240 x 105 x 80, 2 Monitore, Synchron-Player, Lautsprecher.

Gefördert durch das Medienboard Berlin-Brandenburg und das Künstlerinnenprogramm der Berliner Kulturverwaltung.

 

 

„Mich interessieren die Strategien von Dokumentar- und Avangardefilmen, die dicht an der Wirklichkeit operieren. Ich arbeite an der Reduktion des Realen. Während ich beobachte und den Rahmen für meine Arbeit formal eingrenze, ereignet sich immer etwas Unvorhergesehenes. Welche Spielräume hat die Hand im normierten Arbeitsprozess? Wie wirken Hand und Auge zusammen? Wie beeinflussen die Sinne das Design? Wie ersetzen die Automaten die Hand? Was unterscheidet Gesten von Handhabungen? Jenseits der kulturell festgeschriebenen Trennung in Hand- und Kopfarbeit geht es mir um die vielfältigen Verknüpfungen zwischen dem Greifen und Begreifen – Hand, Auge und Wort.“

“I’m interested in the strategies of documentary and avant-garde films that operate close to reality. It’s while observing and shrinking work’s formal framework that the unpredictable happens. How much scope does the human hand have in standardized work processes? How do the hand and the eye cooperate? How do machines replace the hand? What is the difference between manual gesture and manual action? Beyond the culturally established separation between handwork and mental work, my interest lies in the diversity of connections between physically and mentally grasping the world, i.e. the relationships between the hand, the eye, and the word.”

Anette Rose

 

Die Berliner Künstlerin und Filmemacherin Anette Rose stellt in ihrer Präsentation das von ihr 2006 begonnene Videoprojekt „Enzyklopädie der Handhabungen – Worte und Hände“ vor. Diese „Enzyklopädie“ umfasst einerseits manuell ausgeführte Tätigkeiten wie verputzen, schleifen, stanzen, ketteln, kneten und walzen im Kontrast zu automatisierten Arbeitsabläufen von Maschinen und Robotern. Andererseits werden Personen interviewt, die sich beruflich u.a. mit Produktdesign, Werkzeugentwicklung und haptiler Intelligenz beschäftigen. Das Besondere an diesen Interviews besteht darin, dass die lautliche Artikulation des Kopfes und die manuelle Artikulation der Hand mit zwei verschiedenen Kameras aufgenommen werden und so gleichberechtigt nebeneinander stehen. Dadurch besteht für den Betrachter die Möglichkeit, seine Aufmerksamkeit auf die Handbewegungen zu richten, die das Sprechen begleiten.

Stellt man manuelle Handhabungen, Maschinen- und Roboterbewegungen, die diese Handhabungen automatisieren, sowie redebegleitende Gesten, die diese Handhabungen beschreiben nebeneinander, dann lässt sich ein Abstraktionsprozess in zwei Richtungen beobachten:

Erstens: Eine Abstraktion manueller Handhabungen in maschinellen Produktionsabläufen und Roboterbewegungen. Zweitens: Eine Abstraktion in den manuellen Zeichen der redebegleitenden Gesten, die manuelle Handhabungen zum Objekt haben.

Ellen Fricke